Kochmuffel?

7 Gründe, selbst zu kochen
Ich kann das ja ehrlich gesagt nicht so recht verstehen, aber: Sehr viele Menschen kochen heutzutage überhaupt nicht mehr selbst. Eigenartigerweise besonders Frauen. Entweder hat das etwas mit Selbstverwirklichung zu tun oder mit der Frauenbewegung, die eine Hobbyköchin quasi zum Heimchen am Herd stempelt. Das nennt sich dann “stereotyp” und ist schrecklich böse. Vielleicht gehst auch du lieber ins Restaurant, ernährst dich von Fertiggerichten, lässt dir das Essen liefern oder isst nur in der Kantine. Für dein Mikrobiom(formerly known as Darmflora), ist das aber leider nicht die beste Lösung. Ich nenne dir 7 sehr gute Gründe, um doch öfter mal gutgelaunt den Kochlöffel zu schwingen. Vielleicht kommst du ja auf den Geschmack.

1. Du weißt wo das Zeug herkommt

Ich fange mal mit einer ganz fiesen Sache an – der Haltung von Hühnern in der Legebatterie oder in der Kleingruppenhaltung. Ich denke, wir sind uns einig, dass die Käfighaltung von einem Huhn auf der Fläche eines DIN A4 Blatts nicht in Ordnung ist. Deshalb kaufen sehr viele Kunden Bio-Eier – von glücklichen Hühnern. Legebatterien sind seit 2010 in Deutschland verboten.

Was der Gesetzgeber allerdings leider “vergessen” hat: Viele Fertigprodukte enthalten nach wie vor Käfigeier – deshalb sind sie auch so günstig. In Fertigprodukten muss die Herkunft der Eier nicht angegeben werden. Wir werden als Verbraucher sozusagen einfach verarscht(Entschuldigung) und kaufen letzten Endes doch unbewusst das Ei aus Käfighaltung. Auch beim Essen, das wir im Restaurant so aufgetischt bekommen, würde ich prinzipiell eher davon ausgehen, dass die Qualität im Vergleich zum Preis eher eine untergeordnete Rolle spielt. Ausnahmen gibt es natürlich mit Sicherheit.

Natürlich kann man uns theoretisch auch im Bioladen, auf dem Bauernmarkt oder in der örtlichen Metzgerei übers Ohr hauen. Allerdings steht gerade auf dem Bauernmarkt oder beim Metzger vor Ort der Besitzer selbst hinter der Theke. Dem Kunden ins Gesicht zu lächeln, während man ihm Gammelfleisch verkauft, ist hoffentlich doch nicht ganz so leicht. Wenn du selbst einkaufst, kannst du also generell selbst bestimmen, welche Qualität du kaufen möchtest und was dir das wert ist.
Wenn du selbst einkaufst, kannst du also generell selbst bestimmen, welche Qualität du kaufen möchtest und was dir das wert ist. Du hältst jede einzelne Zutat in Händen und siehst, ob sie frisch ist oder ob du sie lieber schnell wieder in die Kiste zurücklegen solltest. Du kannst, wenn du möchtest, lokale Produkte bevorzugen oder auf faire Preise Wert legen – es ist deine eigene Entscheidung und nicht die eines Fremden.

2. Du bestimmst, was für Zeug drin ist (und was nicht)

Ich habe mir seit langer Zeit angewöhnt, bei fast allem, das ich noch “fertig” kaufe, die Zutatenliste genau zu studieren. Wirklich alles macht man schließlich auch als Hobbykoch nicht selbst.
Manches ist aus meiner Sicht unbedenklich, wie Tomaten aus der Dose, Vollkornnudeln, Sauerkraut aus dem Bioladen und vieles mehr. Andere Produkte dagegen könnte man angesichts der Zutaten entweder für Unkrautvernichtungsmittel oder Autolack halten und nicht für ein Fertiggericht. Da wimmelt es vom Buchstaben E, gefolgt von zig verschiedenen Nummern. Geheimnisvolle Extrakte und ganz viel “ose”: Maltose, Dextrose, Glucose und weiß der Geier was noch alles. Abgerundet von “Aromen”, was zwar lecker klingt – mmm, Aromen – aber mit natürlichen Aromen hat das Ganze nur dann zu tun, wenn sie ganz speziell als solche gekennzeichnet sind. Das Einzige, was in so einem “Fruchtjoghurt” nur in homöopathischen Dosen vorkommt, sind Früchte.

Sobald du öfter mal die Zutatenlisten von Fertigprodukten genauer durchliest, wirst du schnell die Freude am Selbst-Kochen entdecken, glaub mir! Bei Dosenravioli oder Bolognese-Soße aus der Dose möchte ich gar nicht wissen, was da genau drin ist, und Fischstäbchen müssten eigentlich Fettstäbchen heißen (sorry, Jungs!). Spätestens, wenn du ein Päckchen voll mysteriösem Staub öffnest, und dir jemand weismachen will, das Ganze mit Wasser verrührt könne man als “Essen” bezeichnen, solltest du misstrauisch werden! “Dann geh ich eben essen”, denkst du? Auch in Restaurants und der Kantine wird vieles gar nicht frisch gekocht, sondern nur aus Fertigprodukten zusammengerührt. Mangelhafte Qualität wird durch mehr Zucker und reichlich Geschmacksverstärker ausgeglichen.
Zuhause bestimmst du allein, wieviel Zucker oder Honig du im Müsli haben möchtest, und dein Essen enthält keine Geschmacksverstärker. Am Anfang schmeckt womöglich erstmal alles ein bisschen fad. Aber mit der Zeit lernst du natürliche Aromen von Kräutern, Chilis und Gewürzen zu lieben.

3. Restaurant- und Kantinen-Food enthält kaum Bakterienfutter

An dieser Stelle kommt ganz besonders unser Mikrobiom ins Spiel. Sehen wir uns das typische Restaurant- oder Kantinenessen mal genauer an. Besonders in Bayern besteht es hauptsächlich aus Fleisch, dazu kommt die “Sättigungsbeilage”, also Kohlenhydrate, und mit viel Glück noch eine kleine Gemüse-Deko und ein Salat (optional). Von Ballaststoffen kaum eine Spur. In dem Fall muss ich tatsächlich sogar mal eine Lanze für den bayerischen Schweinsbraten brechen, weil der immerhin noch ein Schieberl Sauerkraut mitbringt.

Man kann sich auch im Restaurant ballaststoffreich ernähren.

Die meisten(auch ich) tun es nur nicht.

Wenn du beim Griechen zum Beispiel die gegrillten Calamari nimmst, dazu eine große Portion Krautsalat, und als Beilage noch eine Ladung von den leckeren Gigantes(Riesenbohnen), hast du tatsächlich ein ziemlich gesundes Essen. Aber seien wir mal ehrlich, wie schauts aus?

Der Abend beim Griechen endet mit Gyros-Calamari(frittiert), Bratkartoffeln oder Pommes, frittiertem Pita und einem kleinen Beilagensalat, der meistens sogar liegenbleibt.

Zuhause und mit einem Speiseplan ist die Versuchung einfach kleiner. Du hast die Möglichkeit, Essen mit reichlich Mikrobiom-Superfood einzuplanen, und kochst es auch. Der kleine Teufel auf der Schulter, der dir “Gyros Calamari!” ins Ohr flüstert, fehlt hier einfach. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Essen zuhause langweilig sein muss, oder du nur noch an Diätfutter herumnagen darfst. In meinem Kochbuch “Dinner in the Dark” findest du ein paar Anregungen, wie man die ganz normalen Lieblingsgerichte wie Pizza und Pasta einfach ein wenig aufpeppen kann, um sie gesünder zu machen. Ohne auf den Genuss zu verzichten! Nach ein paar Tagen mikrobiom-freundlichem Essen mit hohem Ballaststoffgehalt kannst du ganz ohne schlechtes Gewissen beim Lieblings-Griechen dein heißersehntes Gyros oder was auch immer verschlingen. Aber wenn es nicht unbedingt jeden Tag sein muss, freut sich dein Mikrobiom bestimmt.

4. Du sparst Zeit und Geld

Ja, richtig Kochen kostet Zeit. Zugegeben – jeden Tag eine Fertigpizza in den Backofen zu werfen geht schnell, und bis die Pizza fertig ist kann man noch schnell in Herr der Ringe online ein paar Orks töten, Zeitung lesen oder Unkraut jäten. Und günstig ist die Pizza auch noch. Weniger als 5 Euro pro Person für ein Abendessen, das ist natürlich kaum zu überbieten. Also ignorieren wir die Fertigpizza-Variante mal, wenn es um Zeit und Geld geht (Ich darf das, es ist schließlich mein Artikel. Liebe TK-Pizza-Verteidiger, euch bleibt das Kommentarfeld, um eurer Entrüstung Ausdruck zu verleihen 😉 )

Aber gehen wir mal von der Variante “jeden Tag ins Restaurant und in die Kantine” aus. Mein Chef kam neulich aus der Kantine zurück(die seit Neuestem von der Caritas betrieben wird) und war ganz schön erschüttert, weil er satte 8 Euro für einen winzig kleinen Burger mit Pommes hinblättern musste. Die Kantine ist nicht immer ein Schnäppchen. Im Restaurant wird es sogar noch schlimmer, dort ist man zu zweit locker bei 50 Euro und das, ohne mordsmäßig geschlemmt haben. Der Weg ins Restaurant, die Parkplatzsuche, das Warten aufs Essen und Bezahlen – in der Zeit koche ich dir locker ein drei-Gänge-Menü. Und während mein Eintopf langsam köchelt, kann auch ich noch ein paar Orks jagen. Oder einen Artikel schreiben, wie gerade eben. Als do-it-yourself-Koch kannst du komplett selbst entscheiden, wie teuer dein Essen sein darf. Du nimmst regionales und saisonales Obst und Gemüse und kaufst bei günstigen Angeboten einfach ein wenig auf Vorrat. Allein an den Getränken kann man schon unheimlich sparen. Zuhause im Zweifelsfall sogar (fast) umsonst: Wasser aus der Leitung. Oder die etwas luxuriösere Variante aus der Flasche für weniger als einen Euro pro Liter. Im Restaurant: Stilles Mineralwasser (möglicherweise ebenfalls aus der Leitung) für 3,50 Euro.
Dieses Geld investiere ich lieber in meine Einkäufe und leiste mir ohne Probleme mal das eine oder andere nicht so günstige Teil, wie Biohähnchen oder Fisch.

5. Kochen entspannt und macht glücklich

Kochmuffel wird man möglicherweise, weil einem die Zeit zu schade ist, die man am Herd verbringt. Oder weil man das Geschnippel nicht mag und sich stattdessen lieber ins Restaurant setzt oder eine Pizza auftaut. Es lohnt sich aber, es ab und zu einfach zu versuchen. Meinem Partner versuche ich das seit Jahren schmackhaft zu machen – leider noch immer ohne Erfolg. Aber vielleicht klappt es ja bei dir – wenn ja, lass es mich wissen!

Manchmal koche auch ich im Stress, habe eigentlich wenig Zeit oder würde gern etwas anderes tun. Manchmal ist das Ergebnis nicht wie erwartet. Aber meistens entspannt mich das Kochen, und das Ergebnis macht mich glücklich. Wenn du schon etwas mehr über das Mikrobiom gelesen hast, weißt du mittlerweile, dass auch deine Darmbakterien zufrieden sind, wenn du es bist. Es gibt allerdings ein paar Geheimnisse, die ich dir in einem anderen Artikel noch verraten werde. Hier also nur kurz: Das Ganze beginnt schon beim erwartungsvollen Aussuchen der leckeren Gerichte, die man kochen möchte. In einem guten Kochbuch (zum Beispiel Dinner in the Dark) oder auch im Internet findest du jede Menge Anregungen.
Wenn du dann etwas gefunden hast, geht es an den Einkauf. Such deine Zutaten sorgfältig aus, nimm dir genug Zeit und zelebriere den Einkauf ein bisschen. Freu dich über den schönen Anblick deiner “Beute” und auf das leckere Essen, das du damit kochen wirst, während die Leute vor dir ihre Pizzaschachteln und Dosenravioli aufs Band legen. Leg in der Küche deine Lieblingsmusik auf (also, nicht unbedingt Death Metal, sondern mehr irgendetwas Entspannendes). Leg dir die Zutaten und das Rezept zurecht, Schnipsle als Anfänger erstmal alles ganz in Ruhe, und dann fang an zu kochen. Mit Liebe und Spaß. Du wirst sehen, das entspannt tatsächlich. Ein bisschen stehen nach dem ganzen Tag auf dem Bürostuhl, ein wenig Musik, ein wenig mitsingen,… Und schon ist ein leckeres Essen gezaubert, und die vollbrachte Leistung macht dich glücklich.

6. Du weißt, wie sauber die Hände des Kochs sind

Diese Geschichte ist jetzt nichts für schwache Nerven. Ich habe vor langer Zeit ein Video gesehen, aufgenommen in der Küche eines Restaurants und mit versteckter Kamera. Du kennst doch sicher diese Behälter, in denen beim all-you-can-eat Buffet die Speisen aufbewahrt werden. Genau so ein Behälter fiel dem Angestellten auf den Küchenboden. Der Inhalt verteilte sich über den Boden – Katastrophe für die Putzfrau. Daraufhin schob er hektisch die Nudeln mit dem Turnschuh zusammen, schaufelte sie mit den Händen zurück in den Behälter und – servierte sie…

Ich will dir mit diesem Intro wirklich nicht den gelegentlichen Besuch im Restaurant vermiesen. Ich selbst gehe auch gern essen und hoffe(inbrünstig), dass solche Extremfälle die Ausnahme sind. Ein wenig misstrauisch stimmt es mich allerdings schon, wenn ich zum Beispiel in amerikanischen Restaurants die großen Schilder auf der Toilette sehe: “Notice: Employees must wash hands before returning to work” (Angestellte müssen sich die Hände waschen, bevor sie wieder an die Arbeit gehen)… Äh, und das muss man wirklich extra auf einem Schild erwähnen?
Hände des Kochs
Zuhause weißt du ganz einfach, dass der Koch die Hände gewaschen hat. Du kannst dir sicher sein, dass Essen nicht mehr zurück in den Topf wandert, nachdem es auf dem Boden war und die Katze kurz daran geleckt hat. Du selbst sorgst auch dafür, dass der Kühlschrank halbwegs sauber gehalten wird, dass das Geschirr ordentlich gewaschen ist und sich niemand mit dem Besteck mal schnell den Rücken kratzt, bevor er es dir auf den Tisch legt. In den meisten Restaurants ist das hoffentlich so ähnlich, aber… wer weiß schon?

7. Dein Essen wurde mit Liebe zubereitet

So richtig liebevoll wird einfach hauptsächlich zu Hause gekocht. Es macht einen Unterschied, ob man für seine Lieben kocht oder für Fremde, aus Zuneigung und Lust am Essen oder als Arbeitsauftrag. Zuhause wirft man Gemüse mit Schimmel oder fauligen Stellen eben schweren Herzens weg.

Von Fabrik-Food will ich hier gar nicht reden. Irgendwelches Zeug wird in Hochgeschwindigkeit übers Fließband gejagt und vollautomatisch gemischt, zerkleinert, erhitzt und verpackt – bäh. Mit Liebe zum Essen und Respekt vor Nahrungsmitteln hat das nichts mehr zu tun. Es gibt zwar auch ganz gute Produkte, zum Beispiel von Frosta. Dieser Hersteller verwendet wirklich gute Zutaten und legt sehr viel Wert auf Qualität und Herkunft. Dafür sind die Portionen aber fast homöopathisch. Nennt mich Vielfraß, aber ich hätte nach so einer Winzlings-Portion noch Hunger. Außerdem schmeckt es immer exakt gleich. Männer mögen das ja ganz gern, aber ich mag einfach die persönliche Note am Essen, auch wenn ich nach Rezept koche. In deiner Küche laufen nicht zig Leute schwitzend und gestresst durcheinander und arbeiten in Windeseile die bestellten Gerichte ab. Du stehst gemütlich am Herd, hörst deine Lieblingsmusik, freust dich an den schönen Zutaten, die du gekauft hast, und erschaffst ein leckeres Essen für dich und deine Lieben. Ab und zu hilft dir dein Partner vielleicht beim Schneiden, Raspeln, Stampfen und Mörsern und ihr unterhaltet euch nebenher ein wenig über das, was am Tag so passiert ist. Du kannst dir sogar ganz nach Alfred Biolek-Art ein Glas Wein hinstellen und ab und zu ein wenig nippen. Gibt es etwas Schöneres?
In deiner Küche laufen nicht zig Leute schwitzend und gestresst durcheinander und arbeiten in Windeseile die bestellten Gerichte ab. Du stehst gemütlich am Herd, hörst deine Lieblingsmusik, freust dich an den schönen Zutaten, die du gekauft hast, und erschaffst ein leckeres Essen für dich und deine Lieben. Ab und zu hilft dir dein Partner vielleicht beim Schneiden, Raspeln, Stampfen und Mörsern und ihr unterhaltet euch nebenher ein wenig über das, was am Tag so passiert ist. Du kannst dir sogar ganz nach Alfred Biolek-Art ein Glas Wein hinstellen und ab und zu ein wenig nippen. Liebe geht schließlich, wie wir wissen, auch durch den Magen. Besonders wenn wenn es so richtig köstlich war und du das Lob deiner Lieben genießt.

Noch immer Kochmuffel?

Ich würde mich wirklich freuen, den einen oder anderen Kochmuffel überzeugt zu haben. Noch mehr freue ich mich, wenn du mir von deiner Erfahrung berichtest. Sei nicht traurig, wenn es beim ersten Mal nicht gleich klappt. Kochen ist wie alles andere im Leben auch – es braucht nur ein wenig Geduld und Übung, dann kann es jeder lernen. Nicht schaffen gibt es nicht, nur zu früh aufgeben!

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Goodbye Fastfood!

So wirst du zum Hobbykoch

Dinner in the Dark

Das Mikrobiom-Kochbuch

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