Die Leber
...unser kleiner TürsteherMultitalent unter den Organen
Die Leber ist ein Multitalent unter den Organen und mit ungefähr eineinhalb Kilogramm die größte Drüse unseres Körpers. Die Pfortader leitet sämtliche im Darm bereitgestellten Stoffe (auch die Nährstoffe, die unser Mikrobiom produziert) an die Leber weiter. Dazu gehören Nährstoffe ebenso wie Schadstoffe. 350 bis 500 mal am Tag wird unser gesamtes Blutvolumen durch die Leber gefiltert. Wie ein Türsteher lässt die Leber nur die erwünschten Gäste in den Körper – der Rest wird gnadenlos vor die Tür gesetzt.
Transformation
Nährstoffe wie Fett, Zucker, Aminosäuren und Vitamine speichert die Leber entweder zur späteren Verwendung, wandelt sie in andere Formen um oder verwendet sie bei Bedarf direkt. Sie produziert Eiweiße, die für wichtige Funktionen benötigt werden, wie zum Beispiel die Blutgerinnung oder den Tranport von Hormonen und Fetten im Blutkreislauf.
Die Gallenblase speichert die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit, die das Verarbeiten von aufgenommenen Fetten möglich macht.
Vor allem ist unsere größte Drüse natürlich dafür bekannt, Schadstoffe wie Alkohol, Ammoniak oder Medikamente abzubauen. Weniger bekannt ist, dass sie unter anderem auch abgestorbene Blutkörperchen entsorgt. Die Leber verwandelt diese schädlichen oder nicht benötigten Stoffe in harmlose, wie zum Beispiel Harnstoff, die der Körper ausscheiden kann.
Entgiften oder nicht?
Unser Körper muss nicht in dem Sinne “entgiftet” werden, wie uns oft inbrünstig dargelegt wird (meist in Verbindung mit dem Anpreisen eines Wundermittels zur Entgiftung oder Entschlackung). Mit einer gesunden Lebensweise können wir unser Verdauungssystem jedoch entlasten. Damit beugen wir auf Dauer Erkrankungen vor, die durch übermäßigen Verzehr von Schadstoffene entstehen. So zum Beispiel Fettleber, Schrumpfleber (Leberzirrhose) oder auch Leberkrebs.
Lebererkrankungen
Bei vielen Krebsarten ist leider nach wie vor unbekannt, was ihre Ursache ist. Auch viele Menschen, die sehr gesund leben, sterben an Krebs.
Doch Leberkrebs kann man vorbeugen. Eine Studie an der Medizinischen Hochschule Hannover zeigte, dass in 40% der Fälle Alkohol oder Übergewicht ursächlich für das Entstehen von Leberkrebs waren – beides lässt sich in der Regel vermeiden. Auch bei der Fettleber lässt sich wohl unzweideutig sagen, dass sie bei vielen Patienten durch Alkoholmissbrauch, Übergewicht und die Einnahme von Medikamenten verursacht wurde. Laut der Deutschen Leberstiftung leidet bereits ein Drittel der Erwachsenen über 40 an einer Fettleber in unterschiedlicher Ausprägung.
Inwiefern hat das Mikrobiom einen Einfluss auf die Leber und umgekehrt? Lebererkrankungen gehen, wie viele andere Zivilisationskrankheiten auch, mit einer signifikanten Veränderung des Mikrobioms einher (siehe Artikel). Zwischen einer krankhaften Durchlässigkeit der Darmwände (Darmpermeabilität) und Lebererkrankungen scheint ebenfalls ein Zusammenhang zu bestehen.
Was können wir tun, um einer gestressten Leber zu helfen? Probiotika könnten eine Möglichkeit sein. Sowohl bei der Leberzirrhose als auch bei der hepatischen Enzephalopathie konnten Probiotika erwiesenermaßen zu einer Verbesserung beitragen. Die Mikrobiomforschung wird in den nächsten Jahren hoffentlich die Zusammenhänge erforschen und besser verstehen. Möglicherweise können wir Krankheiten der Leber dann ganz gezielt mit Kapseln voller Mikroben heilen.
Eine Lebererkrankung zu bemerken ist nicht ganz einfach. Die Leber verursacht keine direkten Schmerzen. Die Müdigkeit ist der Schmerz der Leber, sagt man. Müdigkeit kann aber auch zahlreiche andere Ursachen haben, daher ist es schwer, dieses Symptom einer bestimmten Erkrankung zuzuordnen. Letzten Endes kann nur der Arztbesuch Aufschluss über den Zustand der Leber geben.